'Einsatz mit Leib und Seele'
Hochstimmung bei den Sozialdemokraten, als sich Elisabeth Ziegler am 24. März 1996 mit 56,4 Prozent in der Stichwahl gegen Peter Benthues durchsetzte und zur Bürgermeisterin gewählt wurde. Doch zunächst galt es für Elisabeth Ziegler, einen Crashkurs in Sachen Bürgermeisteramt zu besuchen und sich Gedanken über einen Zweiten Bürgermeister zu machen. So wurde ein Gespräch geführt mit Gemeinderat Wolf-Dietrich Großer (FDP), da ein erfahrener, loyaler Gemeinderat gefragt war.
Ich kann mich noch gut an die Situation erinnern, da das Gespräch in meinem Wohnzimmer stattfand und ich dafür, zwecks guter Atmosphäre, einen Pflaumenkuchen backte.
Am 1. Mai wurde dann Elisabeth Ziegler als Bürgermeisterin gewissermaßen ins Wasser geworfen und musste sich freischwimmen an ihrem ersten öffentlichen Auftritt. Doch das war harmlos, denn es kam eine Riesenaufgabe auf sie zu, das finanzielle Konzept des Seniorenparks praxistauglich zu machen. Dazu gehörte Verhandlungsgeschick gegenüber dem Betreiber AWO München und Beharrungsvermögen gegenüber den unrealistischen Idealisten, die meinten, so ein Haus könne die Gemeinde über einen Verein betreiben. Trotz allem blieben dann noch 21 Millionen D-Mark an Gemeindeschulden übrig, denn der Ausbau des von der Kapazität sehr großzügig dimensionierten Klärwerks hatte die Gemeinde viel Geld gekostet.
Die Reduzierung der Schulden blieb auch über die Jahre hinweg ein Dauerthema. Letzlich konnten die Schulden von 21 Millionen D-Mark = 10,8 Millionen Euro auf 4,1 Millionen Euro zum 31.12.2013 gesenkt werden. Die Haushaltsberatungen waren nicht immer einfach, doch ihre Art, die Einnahmen aus Gewerbesteuern nicht zu hoch anzusetzen, hat sich bewährt, wenn auch manche Gemeinderäte hier für höhere Ansätze eintraten. So konnte letzlich auch eine hohe reale Gewerbesteuerrückzahlung an einen Betrieb aufgefangen werden, ohne dass ein neuer Haushaltsplan erstellt werden musste.
Während der ersten Jahre ihrer Amtszeit hat die Bürgermeisterin auch große Beharrlichkeit gezeigt, als sie in langwierigen Verhandlungen den Freistaat Bayern dazu brachte, das Areal an der Sonnenstaße zu sanieren. Der Boden war kontaminiert, weil hier Telegraphenmasten imprägniert worden waren. Sie brachte die Fachbehörden an einen Tisch, der im Oberschleißheimer Rathaus stand, und so wurde dann der kontaminierte Boden abgetragen und gereinigt. Heute stehen auf dem Gelände verschiedene günstige Einkaufsmärkte und ein Dienstleister aus der Elektrobranche.
Von ganz besonderem Reiz war die Auseinandersetzung um die Erschließung der Sportstätten auf dem Gelände neben der Flugwerft. Hier wäre die bayerische Finanzverwaltung als Dienstherr der Schlösser- und Seenverwaltung sogar bereit gewesen, eine Straße durch geschütztes Gebiet mit Brücke über den Kanal zu 90 Prozent zu finanzieren, wenn nur die Zufahrt nicht über die Effnerstraße geführt würde. Doch wenn man weiß, dass der Bayerische Finanzminister am Sonntag früh morgens im Schleißheimer Schlosspark spazieren geht, kann mit einem Gespräch manches angeregt werden... So ist die Erschließung der Sportstätten nun doch über die Effnerstraße gesichert.
Dies alles und noch viel mehr konnte nur erreicht werden, weil sich unsere Bürgermeisterin voll und ganz für ihre Heimatgemeinde eingesetzt hat, so als wäre die Gemeinde ihr persönliches Unternehmen (aber nicht mit beschränkter Haftung wie bei einer GmbH, sondern Einsatz mit Leib und Seele).
Karin Schulze
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28.04.2014 | Ihre Meinung dazu... | nach oben | zurück