Zu gewaltig, zu abgelegen
Den völlig neuen Siedlungsschwerpunkt, der mit der visionären "Quartiersentwicklung Mittenheim" des Katholischen Männerfürsorgevereins entstehen soll, begenet der Gemeinderat mit großer Skepsis. Zu großes Volumen, zu hohe Dichte, zu abgelegen: mit diesen drei Begleiterscheinungen des Projekts kommen in unterschiedlicher Gewichtung durchweg alle Fraktionen nicht rundum klar.
Das Quartier würde die Bevölkerung Oberschleißheims um über zehn Prozent anwachsen lassen, eine bisherige unstrukturierte Randlage würde zu einem neuen Siedlungsschwerpunkt. Der Fahrplan des Vereins sähe vor, nach allen Vorarbeiten, Planungen und Genehmigungen 2021 zu starten und dann binnen zehn Jahren das gesamte Quartier zu realisieren.
Das Argument günstigen Wohnraums sei gewichtig, erkannte der Gemeinderat unisono an. Allerdings sei "in der Mikrolage Oberschleißheim der Bedarf an Gewerbe deutlich höher als an Wohnraum", fand Peter Lebmair (CSU). Mit einem sprunghaftem Bevölkerungswachstum um über zehn Prozent würde "das Verhältnis noch einseitiger". Auch sei ein derartiger Bevölkerungsschub "kein organisches Wachstum".
Und schließlich sei das neue Wohnviertel "vom Ort abgekapselt", interpretierte er die Landkarte mit den Gewerbegebieten dazwischen. Angesichts der Dimensionen entstehe dann fernab vom gerade gestärkten Ortskern "eine neue Mitte Mittenheim", was er "schwierig" finde. Auch Markus Büchler (Grüne) nannte die Lage Mittenheims "städtebaulich nicht für zu große Verdichtung geeignet". Fernab von der S-Bahn würden die Bewohner dort geradezu "ins Auto gezwungen", mahnte er, was für den Verkehr am Ort nicht förderlich sei.
Peter Benthues (CSU), der sich als einziger im gesamten Gremium ausdrücklich für die Pläne in dem Umfang aussprach, wertete sie hingegen als eine "Weiterentwicklung unserer Gremeinde", die Bedenken wegen der isolierten Lage könne er nicht nachvollziehen. Erich Elsner (SPD) nannte die Pläne "völlig überdimensioniert". derartig hohe und dichte Bebauung habe das Rathaus seit Jahrzehnten aus guten Gründen nicht mehr zugelassen.
Gaby Hohenberger (Grüne) fürchtete die infrastrukturellen Folgen. "Das allein bringt ja fast den Bedarf einer neuen Schule", sagte sie. Mit der angedachten Besiedlung nordöstlich des Klosters wachse man zudem immer näher an Lohhof heran.
Hans Hirschfeld (FWG) wies darauf hin, dass die Gemeinde innerorts, entlang des Mooswegs, gerade zwei neuie Wohngebiete erschließt, die ebenfalls beträchtlichen Zuwachs an Bevölkerung und damit Druck auf die Infrastruktur erwarten lassen. "Die gehen für uns vor", beschied er dem Verein. Für die Infrastrukturlasten aus dem Projekt müsse man sich "einiges ausdenken, um das zu verkraften".
Tenor im Rat war eher, wenn überhaupt, zunächst mal nur eine Seite der Staatsstraße als Bauland entwickeln zu wollen. Allerdings war man sich nicht einig, welche zu bevorzugen wäre. Ohnehin würde das alle Koeffizienten des Masterplans im Männerfürsorgeverein über den Haufen werfen, alle Annahmen müssten dann neu diskutiert und berechnet werden. Ein Beschluss wurde noch nicht gefasst.
24.05.2017 | Ihre Meinung dazu... | nach oben | zurück