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ORTSGESCHEHEN

Der letzte Lausbub

Im Alter von 77 Jahren ist Alt-Bürgermeister Hermann Schmid verstorben. Von November 1976, als er die Nachfolge des verstorbenen Julius Kugler antrat, bis 1996, als er zwei Jahre nach seiner vierten gewonnen Wahl aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, amtierte Schmid knapp 20 Jahre als Bürgermeister von Oberschleißheim.
Geboren in Lohhof und aufgewachsen in Oberschleißheim, arbeitete Schmid zunächst bei der Eisenbahn. Mit 21 war er der jüngste Fahrdienstleiter der Bahn und mit 22 Personalratsvorsitzender. Während der Olympischen Spiele 1972 war er als Personaleinsatzleiter eingeteilt.
1970 trat Hermann Schmid in die CSU ein, wurde 1972 zu ihrem Ortsvorsitzenden gewählt und 1974 in den Gemeinderat. Nach Kuglers Tod wählten ihn die Oberschleißheimer in der Stichwahl gegen Dieter Käß zum Bürgermeister.
Schmid gründete Initiativen wie den Sportbeirat und Vereine wie die Musikvereinigung oder die "Freunde von Schleißheim". Er rief Ereignisse ins Leben wie das Frühlingsfest, das Faschingstreiben oder die Bürgerfeste. Eine 1200-Jahr-Feier ließ er 1985 groß inszenieren.
In seine Amtszeit fielen unter anderem der Bau der Ertlsiedlung, des Wohngebiets am Moosweg und des Gewerbegebiets am Bruckmannring, der Neubau des Bürgerzentrums, des modernen Klärwerks, von zwei Kindergärten und eines Kinderhorts, des Seniorenparks und der Ausbau der Feuerwehrhäuser in Oberschleißheim und Badersfeld. Er stritt für die Gemeinde gegen die Pläne für einen Standortübungsplatz im Mallertshofer Holz, gegen ein Gefängnis in Badersfeld und gegen eine Mülldeponie bei Feldmoching.
Das gemeindliche Jugendprogramm „Häng nicht rum, mach mit" war eine beispiellose Initiative von ihm wie die Einführung eines kommunalen Artenschutzprogramms oder die Ansiedlung einer Dialyse-Station. Die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen war stets das herausragende Motiv seiner Amtszeit. Während des Golfkrieges lud er israelische Kinder nach Oberschleißheim ein und während des Balkankrieges kroatische Kinder.
Er verkörperte an der Schwelle zum 21. Jahrhundert in einem urbanen Vorort einer Millionenmetropole einen hemdsärmeligen Landbürgermeister, der die ganze Gmoa beim Namen kennt, mit jedem per Du ist und zu dem jeder zu jeder Zeit mit jedem Anliegen kommen konnte - der Bürgermeister richt's scho.
Das Leben und Wirken Schleißheimer Maler hat er in zwei opulenten Bildbänden verewigt. Mit den dabei gesammelten Werken hat er im Ruhestand eine Galerie eröffnet. Zuletzt hat er Geschichten aus der Schleißheimer Geschichte als Kinderbuch verfasst.
Schmid war bei drei Wahlen im Amt bestätigt worden. 1996 zog er sich aus gesundheitlichen Gründen zurück, seither gehörte dem Golfspiel seine große Leidenschaft. Bei den Würdigungen zu seinem Abschied sagte seine Nachfolgerin, Bürgermeisterin Elisabeth Ziegler: "Er hat das Bild der Gemeinde geprägt." Besonders lobte sie "sein engagiertes Eintreten für die sozialen Probleme unserer Zeit". Der damalige Landrat Heiner Janik bedauerte, "das verschmitzteste Grinsen im Landkreis zu verlieren". In der "Süddeutschen Zeitung" stand, mit Schmid gehe "der letzte Lausbub auf einem altbayerischen Bürgermeisterstuhl".
Die Beerdigung ist am Montag, 28.11., um 12.30 h in der Kirche und um 14 h am Friedhof Hochmutting.


23.11.2016    |    Ihre Meinung dazu...    |    nach oben    |    zurück

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