Kläranlage wird nicht abgewickelt
Oberschleißheim bleibt bei seiner Kläranlage. Die Gedankenspiele von Bürgermeister Christian Kuchlbauer und seiner FWG, das Klärwerk abzuwickeln und stattdessen an die Entwässerungskanäle von München oder Unterschleißheim anzuschließen, sind vom Tisch. Alle anderen Gruppierungen im Gemeinderat haben dieses Szenario einmütig verworfen und stattdessen die ursprünglich geplante Sanierung der Anlage eingeleitet.
Seit Jahren verfolgt das Rathaus permanenter Sanierungsbedarf des Klärwerks. Jeder Optimierungsschritt wird ein paar Jahre später von neuem Sanierungsbedarf abgelöst. Aktuell steht wieder eine Sanierung der Energiebilanzen an, deren Aufwand aber im Verlauf der Planungen deutlich gestiegen ist, während die prognostizierte Rentabilität kontinuierlich abnahm.
Theoretisch könnte Oberschleißheim an den zentralen Abwasserkanal der Stadt München anschließen, der auf dem Weg zum Klärwerk München II bei Dietersheim unter Oberschleißheimer Flur verläuft. Aber auch ein Beitritt zum Abwasserzweckverband von Unterschleißheim, Eching und Neufahrn mit Verbandskläranlage beim Neufahrner Gemeindeteil Grüneck wäre denkbar.
Für einen Anschluss an Grüneck müsste Oberschleißheim einen Kanal zum Bahnhof Lohhof verlegen, wo der mögliche Einleitungspunkt wäre. Für die über sechs Kilometer lange Strecke würden sich Baukosten plus Umbaukosten in der momentanen Abwasserbehandlung auf minimal sechs Millionen Euro summieren, erwartet das Rathaus.
Um an den Münchner Hauptsammler in Höhe der "Ikarus"-Hallen anzudocken, würden knapp vier Millionen Euro Investitionen veranschlagt. In beiden Summen wären der nötige Grundtückserwerb und mögliche Nebengeräusche in der Detailplanung noch nicht enthalten.
München verlangt für den Kubikmeter Abwasser derzeit 1,57 Euro, Unterschleißheim 1,28 Euro. Zum Unterhalt des eigenen Kanalnetzes müssten da noch jeweils 50 Cent draufgeschlagen werden, kalkuliert die Gemeindeverwaltung. In Oberschleißheim werden die Haushalte aktuell mit 2,10 Euro zur Kasse gebeten.
Während für die FWG diese Zahlen so schlagend waren, dass der Bürgermeister in seiner Vorlage zur Sitzung gleich rundweg den Anschluss an München empfahl, rechneten alle anderen Gruppierungen deutlich weniger euphorisch. Schließe man etwa an München an, erreiche man Abwassergebühren von 2,07 Euro statt der momentanen 2,10 Euro, kalkulierte Florian Spirkl (SPD), "und von den drei Cent müssen wir dann die Anschlusskosten finanzieren". Dies könne auf absehbare Perspektive nicht wirtschaftlich werden.
Peter Benthues (CSU) bezeichnete es als widersinnig, jahrelang in eine hypermoderne Anlage zu investieren, "und dann Schulden aufzunehmen, um einen Fremdanschluss zu finanzieren". Oberschleißheim könne stattdessen "stolz sein, dass wir so eine moderne Anlage haben, andere müssen erst noch modernisieren". Vor einer Bindung an andere Kommunen solle man daher lieber "unser Eigentum optimieren".
Spirkl erinnerte, dass die anstehende Sanierung ins eigene Klärwerk dort den Energiebedsarf reduzieren und sich daher amortisieren werde. Auch andere Kläranlagen hätten periodischen Sanierungs- und Modernisierungsbedarf, betonte er, zu dem man auch als "Untermieter" herangezogen werde.
Kuchlbauer wollte seine zunächst kategorische Anschlussempfehlung dann als Prüfauftrag verstanden wissen, für den sich auch Angelika Kühlewein (CSU) aussprach: "Es ist gut, nach allen Seiten zu denken". Mehrheitlich wurde ein weiteres Liebäugeln mit einem Fremdanschluss jedoch als unrealistisch gesehen und mit 9:4 Stimmen gegen die Stimmen der FWG abgelehnt.
Nun soll ein Maßnahmenplan für die energetische Sanierung aufgestellt werden, der heuer die vom Gemeinderat im Haushalt freigegebenen 1,3 Millionen Euro umsetzt.
(hierzu ist ein Lesermail eingegangen)
23.02.2016 | Ihre Meinung dazu... | nach oben | zurück